TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel vom 8.Oktober 2018 von Gabriele Starck – „Ein Mythos entzaubert sich selbst“

Innsbruck (OTS) Der CSU droht bei der bayerischen Landtagswahl kommenden Sonntag ein Debakel. Die erfolgsverwöhnte Partei hat die Verantwortung dafür vor allem bei sich zu suchen – konkret bei ihrem Führungspersonal.

Die erfolgsverwöhnte CSU leidet. Wenn kommenden Sonntag die Wahllokale in Bayern schließen, wird die bislang allmächtige Dauerregentin des wirtschaftsstärksten deutschen Bundeslands wohl kräftig Federn gelassen haben. Einer ARD-Umfrage zufolge wäre es sogar möglich, dass sich dann vier Parteien gegen die Christlich-Sozialen verbünden und eine Regierung ohne diese bilden könnten. Rein theoretisch. Denn es ist weder gesagt, dass die seit mehr als sechs Jahrzehnten regierende CSU tatsächlich auf 33 Prozent Stimmenanteil fällt, noch ist es denkmöglich, dass sich Grüne, Freie Wähler, SPD und FDP zusammentun.
Die Landtagswahl birgt für traditionsbewusste CSUler dennoch ausreichend Albtraumpotenzial. Mit der Aussicht, nicht mehr allein walten und schalten zu können, sondern wie schon 2008 einen Koalitionspartner zu benötigen, haben sich die meisten abgefunden. Dass dafür rechnerisch allerdings nur die Grünen in Frage kommen könnten, erschüttert viele bis ins Mark. Doch Letztere profitieren nicht nur von der Schwäche der SPD, sondern auch von den strategischen Fehlern der CSU in den vergangenen zwei Jahren.
Denn es ist nicht die rechtsnationalistische AfD, die den prognostizierten Absturz der CSU auf ihre Fahnen heften darf. Es ist die Partei selbst, die viele Wähler vergrault hat. Zum einen, indem sie inhaltlich noch weiter nach rechts gerückt ist. Statt den BürgerInnen für ihre Tatkraft und Hilfsbereitschaft während der Flüchtlingsankünfte 2015 zu danken, ging es lange Zeit nur noch um Angst vor und Abwehr von Ausländern. Das nehmen der CSU etliche übel, die AfD-Parolen oder eine Kopie davon ablehnen.
Noch weitaus mehr Bayern aber sind angewidert von den Machtkämpfen des politischen Führungspersonals – allen voran von Parteichef Horst Seehofer. Das müssen sich die Wahlkämpfer der Ortsverbände Tag für Tag anhören. Dass sich nun zusätzlich zum Chaos in Berlin die beiden Alpha-Männchen Seehofer und Söder schon vor der Wahl die Schuld an deren Ausgang zuschieben, kommt politischem Selbstmord nahe. Seehofer hat Söder nicht verziehen, dass er vom Sessel des Landesregenten nach Berlin abgeschoben wurde. Und Söder hat noch nicht den vorbehaltlosen Rückhalt, der ihn absichert – vor allem nicht in Oberbayern.
So droht der Mythos CSU am Sonntag tatsächlich an Kraft zu verlieren. Dass er nicht endgültig entzaubert wird, hängt davon ab, wie die Partei nach der Wahl ihr Führungsproblem löst.

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