TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 9. April 2020 von Karin Leitner „Reifeprüfung für das Leben“

Innsbruck (OTS) Nach langem Hin und Her wissen Schüler, Eltern und Lehrer, was in Sachen Matura Sache ist. Was der Bildungsminister nun vorgibt, ist trotz Hygiene infektionsrisikoreich. Es hätte andere Varianten gegeben.

Von 5. bis 13. Mai hätte sie vonstatten gehen sollen. Am 11. März verkündete ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann, dass die Zentralmatura ob des Coronavirus verschoben wird. Am 17. März war das fix. Frühestens am 18. Mai werde es so weit sein. Es gehe um die schriftlichen und die mündlichen Prüfungen. Dann hieß es, am 19. Mai werde mit dem Fach Deutsch gestartet – mit zwei Wochen „Vorlaufzeit“. Der Termin werde „rechtzeitig“ bekannt gegeben, war später zu hören. Es könnte auch sein, dass die mündliche Matura noch weiter in den Juni „rutscht“. Am 31. März sagte Faßmann, er werde nach Ostern wissen lassen, was wann Sache ist. Die betroffenen Schüler, deren Eltern und Lehrer waren verunsichert. Was gilt tatsächlich? Was wird, kaum ausgesprochen, revidiert? Klarheit wollten sie. Zu Recht. Die gibt es nun.
Ab 25. Mai ist zu maturieren – nur schriftlich und in drei Fächern. Vorbereiten darauf sollen sich die Jugendlichen in den drei Wochen davor an den Schulen – in Turn-, Festsälen, größeren Klassen. Unter hygienischen Bedingungen, wie Faßmann betont. Ein infektionsrisikoreiches Unterfangen, Desinfektion hin oder her. Es wäre auch anderes möglich gewesen, um Achtklasslern den Abschluss zu ermöglichen: Die Zentralmatura abzusagen, wie das in Frankreich und Großbritannien der Fall ist. Dort wird auf Basis des bisher Geleisteten bewertet. Warum geschieht das hierzulande nicht? Es liegt auch die vorwissenschaftliche Arbeit vor. Detto wären mündliche Tests, etwa in Deutsch oder einer Fremdsprache, eine Variante gewesen – online, per Videokonferenz. „Abstand halten“ lautet ja der Appell der Regierenden.
Wer jetzt ruft, eine Matura dürfe nicht billig zu haben sein, gar verschenkt werden, der sei gefragt: Beneiden Sie einen Schüler, der unter den gegenwärtigen Gegebenheiten zu einer solchen antreten muss? Eine Reifeprüfung erzeugt enormen Stress, wie jeder weiß, der sie gemacht hat. Durch die Corona-Krise mit all ihren Begleiterscheinungen – Angst vor der Krankheit, Isolation – wird der Druck potenziert. Wer dem standhält, inklusive Lernen im Home-Office – das ist etwa in Mathematik besonders schwierig –, der hat vieles gelernt, was die zig Jahrgänge vor ihm nicht intus hatten. Er ist wohl reif für das, was an einer Universität und im Job abseits von theoretischem Wissen gefordert wird. Er kann sich zugutehalten, bereits in jungen Jahren die Lebensschule erfolgreich absolviert zu haben.

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