TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ von 11. Dezember 2017 von Mario Zenhäusern „Besetzter Lebensraum“

Innsbruck (OTS) - Die Wiederansiedlung von Bären und Wölfen ist zum Scheitern verurteilt. Der Alpenraum ist zu dicht besiedelt, wird zu intensiv touristisch genutzt. Gegner und Befürworter der großen Beutegreifer liefern sich emotionsgeladene Debatten.

Seit Jahren diskutieren Politiker, Jäger, Landwirte und Umweltschützer über den Sinn und Unsinn der Wiederansiedlung von großen Beutegreifern. Vor allem in Südtirol, wo Bären und Wölfe immer wieder ihre blutigen Spuren hinterlassen. Meist sind es Schafe, die ihnen zum Opfer fallen, auch anderes Kleingetier oder Bienenstöcke sind vor den gefräßigen Räubern nicht sicher. Entsprechend emotionsgeladen sind die Debatten.
Im Vordergrund allen Bestrebens muss der Mensch stehen. Wer seine Gefährdung, ob nur theoretisch oder auch tatsächlich möglich, in Kauf nimmt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, das Rad der Zeit im Wissen, dass das nicht funktionieren kann, zurückdrehen zu wollen. Die Zeiten, in denen Wölfe und Bären durch ihre Dutzende Quadratkilometer großen Reviere streifen und sich an dem bedienen konnten, was Mutter Natur ihnen bot, sind längst vorbei. Gerade im übererschlossenen Alpenraum. Allein die Tatsache, dass seit Jahren die meisten Bären bei Zusammenstößen mit Autos, Lastwagen und Zügen ums Leben kommen und nicht durch einen Gewehrschuss, müsste eigentlich bei jedem Befürworter der Wiederansiedlung von großen Beutegreifer sämtliche Alarmglocken schrillen lassen. Die Lebensräume für diese Raubtiere sind nicht mehr vorhanden. Sie sind besetzt – von uns Menschen auf der einen, und von Tieren, die einen wichtigen Teil unserer Nahrungskette bilden, auf der anderen Seite. Konfliktpotenzial pur!
Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Vorschlägen, das Problem zu lösen. Ihnen ist eines gemeinsam: So richtig funktionieren tun sie alle (noch) nicht. Möglich, dass die vom Tiroler Landesjägermeister Anton Larcher propagierten Wildruhezonen – behördlich abgesperrte, mit einem absoluten Betretungsverbot (auch für Jäger, Tourengeher etc.) belegte, großflächige Gebiete, in denen sich das Wild erholen kann – etwas bringen, vielleicht auch der verstärkte Einsatz von Herdenschutzhunden. In jedem Fall braucht es eine ernsthaftere Diskussion als bisher und die Bereitstellung der notwendigen Mittel, um beschlossene Maßnahmen auch umsetzen zu können.
Derzeit bekommen betroffene Landwirte den Schaden, den Wolf und Bär in ihren Herden anrichten, finanziell abgegolten. Das kommt der stillschweigenden Zustimmung gleich, dass die Räuber sich bei Bedarf an Weidetieren wie eben Schafen oder Kälbern „bedienen“ dürfen. Diese schlechteste und inakzeptabelste aller Lösungen ist auch unethisch, weil sie Weidetiere auf die Stufe von Futter für Wölfe und Bären stellt.

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