TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ von Dienstag, den 6. Juni 2017 von Peter Nindler „Zu klein, zu schön, zu teuer“

Innsbruck (OTS) - Freizeitwohnsitze in Tirol sind mittlerweile auch begehrte Kapitalanlagen: Genießen und Geld verdienen – diese wun-derbare Kombination treibt die Grundstücks- und Immobilienpreise auf Kosten der einheimischen Bevölkerung in die Höhe.

Dass die Immobilienpreise in Tirol explodieren, kratzt an der Sozialverträglichkeit von Lebenshaltungskosten. Bei nur 6,87 Prozent Dauersiedlungsraum sind die Grundstückskosten hauptverantwortlich für die Preisschübe. Weil sich die Berge in Tirol nicht plattwalzen lassen, bleibt die Topographie preisbestimmend. Zwar konnte der Baulandüberhang zuletzt um 130 Hektar verringert werden, doch nach wie vor verknappen 3072 Hektar gewidmete, aber unverbaute Grundstücksflächen den Markt und treiben die Preise in die Höhe. Gleichzeitig muss Tirol die Realitäten der Europäischen Union zur Kenntnis nehmen. Der idyllische Fleck inmitten Europas ist begehrt, vermögende Bürger aus anderen EU-Ländern wollen sich sommers wie winters das Herz der Alpen leisten. Am besten in ihren eigenen vier Wänden. Das gesetzliche Credo, dass keine neuen Freizeitwohnsitze geschaffen werden dürfen, existiert nur auf dem Papier. Und das ist geduldig: Erneut wurden 1300 solcher grenzüberschreitenden Immobiliengeschäfte im Vorjahr abgewickelt, und nur die wenigsten Käufer siedeln sich tatsächlich dauerhaft in Tirol an. Der Tourismus hat sich längst mit diesen kalten Betten abgefunden und sich vielmehr damit arrangiert. Investorenmodelle als Kapitalanlage boomen. EU-Bürger kaufen Appartements und überlassen sie danach einem Hotelbetreiber zur Vermietung. Die Rendite zahlt sich aus, schließlich kann der versteckte Freizeitwohnsitz natürlich jederzeit selbst genutzt werden. Auf Bauernhöfen sind Feriendomizile hingegen eine Augenauswischerei, obwohl sie der ÖVP-Bauernbund mit Nachdruck durchgesetzt hat. Damit wollen sich Investoren gar nicht mehr begnügen, Kapitalgesellschaften aus dem süddeutschen oder oberitalienischen Raum gehen schon einen Schritt weiter. Sie erwerben bereits die Landwirtschaften. So gerät der landwirtschaftliche Grundstücksmarkt gleichermaßen in Bedrängnis. Angesichts der angespannten Situation in der Landwirtschaft mit den unbefriedigenden Agrarpreisen fällt die Nachfrage immer häufiger auf fruchtbaren Boden.
Wenn die Grundverkehrsexperten im Land jetzt im Zusammenhang mit den negativen Auswirkungen auf die Immobilienpreise für die Tiroler Wohnbevölkerung die EU-Kapitalverkehrsfreiheit in Frage stellen, so bohren sie natürlich in einer offenen Wunde. Nützen wird es allerdings nicht viel, denn Tirol ist im großen Europa zu klein, als dass es die EU-Grundfreiheiten auf den Kopf stellen könnte.

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