Wiener Tierschutzverein: „Preiskrieg“ bricht heimischer Pute den Hals

Österreich könnte bei Putenfleisch zum Vorzeigeland werden. Dies wird durch Dumpingprodukte aus dem Ausland verhindert. WTV-Präsidentin Petrovic: „Dringender Handlungsbedarf“.

Vösendorf (OTS) Österreich ist im EU-Vergleich in punkto Hühnerhaltung mittlerweile zu einem Vorzeigeland avanciert. Dies war nur durch eine Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Tierschutz und Wirtschaft möglich. Auch bei Puten wird ein ähnlicher Weg angestrebt, der jetzt kurz vor dem Ziel zu scheitern droht. Wie die Zentrale Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) berichtet, gefährden Dumpingprodukte aus Osteuropa, Italien, aber auch Deutschland zunehmend die heimischen Geflügelbauern, insbesondere die kleinen Familienbetriebe. Dies gilt für sämtliches Geflügel. Die kleinen heimischen Betriebe, die mit hoher Qualität punkten, dementsprechend aber auch höhere Preise für ihr Fleisch verlangen, sind dem Preisdruck großer Geflügelfarmen aus dem Ausland nicht gewachsen. Die Handelsketten, die dieses Fleisch aus dem Ausland anbieten und sich gegenseitig mit immer noch billigeren Aktionen unterbieten, tun ihr Übriges dazu. Einheitliche Kennzeichnungspflicht gibt es keine, nur bei verpacktem Geflügel. Hier sind die Hinweise nach der Herkunft aber oft so verschwindend klein gedruckt, dass sie völlig untergehen und den KonsumentInnen nicht ausreichend vermittelt wird, dass sie hier Putenfleisch aus Osteuropa kaufen.

Ein erstes bekanntes Opfer dieses „Handelskriegs“ gibt es bereits: So musste der Putenschlachthof Pöttelsdorf, ein qualitätsbewusster Vorzeigebetrieb, per Ende Mai 2018 seinen Betrieb beenden. „Pöttelsdorfer musste die Produktion schließen, weil manche Handelsketten ausländische Billigprodukte ohne Kontrollen durch den Tierschutz als „Eigenmarke“ vertreiben und österreichische Preise unterbieten“, sagt Madeleine Petrovic, Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins (WTV). Die ZAG und der WTV arbeiten seit Jahren zusammen, unter anderem bei der Österreichischen Eierdatenbank.

Die WTV-Präsidentin ortet dringenden Handlungsbedarf, damit die heimische Zucht und Haltung von Puten nicht kurz vor Erreichen einer Branchenlösung, im Verbund von Landwirtschaft und Tierschutz, scheitert: „Lange Zeit war die Haltung von Puten allerorts nicht tiergerecht. Die Zucht von „Muskelbergen“ in geschlossenen Intensivhaltungs-Stallungen war und ist leider vielfach noch europäischer Standard. Die Tiere kommen aus Qualzuchten, können am Ende der Mästung kaum stehen und wären in der Natur nicht lebensfähig. Jetzt hat sich in Österreich eine Lösung für die ganze Branche abgezeichnet, in der man wieder ein Stück zurück zur Natur wollte, den Tieren Licht, Luft und Sonne in verpflichtenden Wintergärten garantiert hätte“.

Bei den Legehennen hat sich die Kooperation zwischen Tierschutz und den produzierenden Landwirtschaftsbetrieben bereits bewährt: Höhere Preise machen echte europäische Spitzen-Qualität möglich, sichern Arbeitsplätze und nützen den KonsumentInnen, den Tieren und dem Umweltschutz. „Ähnliches wäre bald schon bei den Puten möglich. Hohe Qualität, besserer Tierschutz und höhere Preise als für Dumping-Produkte. Wenn so eine Entwicklung nicht gerade jetzt torpediert werden würde“, so Petrovic.

Der Verlust einer österreichischen Qualitätsproduktion wie Pöttelsdorfer nützt jedenfalls nur einigen wenigen Agrarfabriken, vernichtet Arbeitsplätze und macht österreichische Tierschutz-Kontrollen unmöglich.

Daher sieht Petrovic einmal mehr die Politik dringend gefordert: „Die Politik muss heimische Qualitätsproduktionen unterstützen, etwa durch den Einkauf für öffentliche Kantinen, Kindergärten, Schulen, Ämter, Spitäler, Altenheime und Kasernen. Etwas teurere Produkte einzukaufen spart Geld bei der Arbeitslosenversicherung, der Mindestsicherung und im Gesundheitswesen. Es lohnt sich also. Auch für den Ruf Österreichs als umweltbewusstes Ferienland ist nur eine hochwertige Lebensmittel-Strategie passend“, sagt Petrovic.

Ein Appell des WTV geht überdies an bestimmte Handelsketten, sich von Dumping-Produkten aus dem Ausland zu distanzieren. Und schließlich eine ernste Mahnung an die Wirtschaftskammer: „Sie möge endlich den vollkommen unverständlichen Widerstand gegen eine ehrliche Deklaration der tierischen Zutaten in verarbeiteten Lebensmitteln aufgeben. Wen schützt die Wirtschaftskammer? Ausländische Tierqual-Fabriken oder ehrliche, heimische Produzenten?“, so Petrovic abschließend.

Rückfragen & Kontakt:

Mag. (FH) Oliver Bayer
Pressesprecher

Wiener Tierschutzverein
Triester Straße 8
2331 Vösendorf

Mobil: 0699/ 16 60 40 66
Telefon: 01/699 24 50 – 16
oliver.bayer@wiener-tierschutzverein.org
www.wiener-tierschutzverein.org

[ad_2]

Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Eigenes Pressefach für Ihre Pressemeldungen - Pressefach.eu

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen