WK-Wien-Janisch: „Zwangsanstellung der 24-Stunden-Betreuungskräfte könnte zum Pflegenotstand führen“

Wirtschaftskammer warnt vor Zerstörung eines funktionierenden und leistbaren Systems und fordert spürbare Verbesserung der staatlichen Förderung

Wien (OTS) Mit Unverständnis reagiert Harald G. Janisch, Obmann der für selbständige Betreuungsdienstleistungen zuständigen Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung in der Wirtschaftskammer Wien, auf die erneute Forderung von Norbert Hofer, sämtliche 24-Stunden-Betreuerinnen und -Betreuer bei einer Bundesgenossenschaft anzustellen. „Berücksichtigt man geltende gesetzliche Vorgaben wie Höchstarbeitszeiten oder Urlaubsansprüche“, verweist Janisch auf entsprechende Berechnungen des WIFO, „würde die Anstellung der Betreuungskräfte die 24-Stunden-Betreuung um bis zu 4,2 Mal teurer machen. Das heißt: Eine Familie, die derzeit beispielsweise 2.300 EUR pro Monat zu stemmen hat, müsste dann mehr als 9.500 EUR pro Monat aufbringen. Wie viele der fast 30.000 Österreicherinnen und Österreicher, die derzeit 24-Stunden-Betreuung in Anspruch nehmen, könnten sich das leisten?“ In der 24-Stunden-Betreuung sind die größtenteils aus Österreichs osteuropäischen Nachbarländern stammenden selbständigen Betreuungskräfte derzeit in einem meist zweiwöchigen Turnus tätig: Zwei Wochen sind sie ganz für ihre Kundinnen und Kunden da, um die folgenden zwei Wochen zu Hause bei ihren Familien zu verbringen. „Ein Anstellungszwang würde bedeuten“, so Janisch, „dass viele Personenbetreuerinnen und -betreuer ihre Tätigkeit aufgeben müssten, weil sie ihre Familien entweder nur noch in den paar Urlaubswochen sehen könnten. Oder sie würden als Teilzeitkräfte ein geringeres Einkommen erzielen als derzeit möglich. Die Folge wäre ein drohender Pflegenotstand, oder es würden viele in die Illegalität abtauchen, was unsere jahrelangen Bemühungen, das Modell der selbständigen Personenbetreuung zu hoher Qualität zu entwickeln, zunichte machen würde.“

Politische Luftschlösser helfen niemandem „Die Forderung nach einer Zwangsanstellung der selbständigen Personenbetreuerinnen und -betreuer“, so Janisch weiter, „richtet sich damit in Wirklichkeit gegen die, deren Lage zu verbessern sie vorgibt. Statt mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und -zahler an politischen Luftschlössern zu bauen, wäre es viel wichtiger, im Rahmen einer umfassenden Pflegereform auch die staatliche Förderung für die 24-Stunden-Betreuung deutlich zu verbessern. Die allermeisten betroffenen Familien kommen nämlich schnell an die Grenzen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit und haben oft gar keine andere Wahl, als auf Dumpingangebote zu Lasten der Betreuungskräfte, aber auch der Qualität zu setzen. Eine spürbar bessere staatliche Unterstützung für die 24-Stunden-Betreuung würde Betroffene und deren Angehörige entlasten, die selbständigen Betreuerinnen und Betreuer könnten angemessene Honorare für ihre Leistungen erzielen, und nicht zuletzt würden auch die Steuerzahlerinnen und -zahler eine Menge Geld sparen, wenn mehr Betreuungsbedürftige in den eigenen vier Wänden bleiben können und nicht in viel, viel teurere Heime übersiedeln müssen.“

Über die Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung Die Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung vertritt unter anderem rund 13.500 selbständige Personenbetreuerinnen und -betreuer und 130 Vermittlungsagenturen. Mit einer Reihe von Initiativen hat sie in den letzten Jahren dazu beigetragen, die Rahmenbedingungen so weiterzuentwickeln, dass selbständige Betreuungsdienstleistungen ihrer Mitglieder in höchstmöglicher Qualität und zu fairen Preisen angeboten werden können. Unter wurde eine „PersonenbetreuerInnen-Akademie“ gegründet, und es wurde das neue Gütesiegel für Vermittlungsagenturen „ÖQZ-24“ angestoßen und mitentwickelt.

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