Zeugnis über den Genozid ablegen: der Eichmann-Prozess

Simon Wiesenthal Lecture von Carolyn J. DEAN, Yale University

Wien (OTS) - Der Vortrag untersucht, wie „das Zeugnis über den Genozid ablegen“ zum zentralen Tropus der zeitgenössischen westlichen Moralkultur wurde. Der Jerusalemer Prozess gegen Adolf Eichmann 1960/1961 stellte die Zeugen des Genozids in den Mittelpunkt und schrieb das Primat jüdischen Holocaustüberlebenden in der europäischen und vor allem amerikanischen Politik und Kultur fest. Der Vortrag setzt sich mit dem Eichmann-Prozess auseinander: nicht nur, um zu verstehen, wie er dazu beitrug, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die jüdische Dimension des Holocaust zu lenken, sondern auch um zu begreifen, wie die Gerichtsverhandlung die allgegenwärtige Figur des jüdischen ‚Zeitzeugen’ überhaupt erst formte, und so in der Folge den Holocaust als Zäsur in der Geschichte der Menschheit markieren konnte. Der Holocaustüberlebende blieb selbst dann die Ikone des Zeitzeugen schlechthin, als nach den 1990er-Jahren Zeitzeuginnen und Zeitzeugen anderer Genozide zu einem allgemeinen Symbol der leidenden Menschheit im Schatten der staatlich geförderten Massengewalt gegen Einzelne sowie Kulturen wurde. Der Vortrag kommt zu dem Schluss, dass nur indem der Zeuge des Genozids in einem längeren historischen Zeitraum verortet wird, wir verstehen können, warum der Holocaust trotz der vieler anderen Genoziden weiter Ikone bleibt. 

Carolyn J. Dean ist Charles J. Stille-Professorin für Geschichte und Französisch an der Yale-Universität. Als Historikerin setzt sie sich mit kulturellen und geisteswissenschaftlichen Fragen  des zeitgeschichtlichen Europas auseinander. Sie hat fünf Bücher verfasst, so beispielsweise The Fragility of Empathy after the Holocaust  und  Aversion and Erasure: The Fate of the Victim after the Holocaust. Ihre nächste Publikation From the Survivor to the Activist: Bearing Witness to Genocide in the Twentieth and Twenty-First Centuries wird Anfang 2019 im Cornell University Press-Verlag erscheinen. Dieser Vortrag ist Teil einer wissenschaftlichen Arbeit, die das Auftreten und Wandel des Zeitzeugen eines Völkermords – bevor das Verbrechen einen Namen hatte – seit den Prozessen der Zwischenkriegszeit in Frankreich und Deutschland bis in die 1990er-Jahre, als der Zeuge des Genozids vor dem Internationalen Strafgerichtshof und in verschiedenen Medien auftrat, verfolgt.

Bearing Witness to Genocide: Revisiting the Eichmann Trial.

Simon Wiesenthal Lecture von Carolyn J. Dean, Historikerin an der Yale-Universität.

Der vom Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) veranstaltete Vortrag findet in englischer Sprache statt.

Moderation: Dr. Béla Rásky (VWI)

Datum: 24.05.2018, 18:30 - 20:00 Uhr

Ort: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Dachfoyer
Minoritenplatz 1, 1010 Wien, Österreich

Url: http://www.vwi.ac.at

Rückfragen & Kontakt:

Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Dr. Jana Starek
+43-1-890 15 14-150
jana.starek@vwi.ac.at
www.vwi.ac.at

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