Allgemeinmedizin vom Aussterben bedroht | LAbg. Dr. Gabriele Von Gimborn, 16.08.2017

Nicht nur die Politik ist gefragt - auch Kassen und Kammern haben es in der Hand, gegensteuernde Maßnahmen zu setzen

St. Pölten (OTS) - „Nur zwei Prozent der Medizinstudenten wollen Hausärzte werden. Dabei braucht ein mit Vernunft aufgezogenes Gesundheitssystem zehnmal so viel, nämlich zwanzig Prozent Hausärzte“, meint Dr. Gabriele Von Gimborn, MPH, Landtagsabgeordnete (Liste Frank) und Allgemeinmedizinerin. „Die Gründe dafür sind klar. Die Politik gibt den Hausärzten seit Jahrzehnten keine Perspektive. Mit der neuen so genannten „Primärversorgung“ wird sogar die Abschaffung des Hausarztes eingeläutet. Für so dumm braucht man die angehenden Jungärzte nicht zu halten. Die begreifen sehr wohl, was die Politik vorhat. Wer will schon massiv überbelastet und unterbezahlt in der Niederlassung landen, oder als „Systemsklave“ in einem Primärversorgungszentrum?“

Dabei wäre es aus Sicht von Dr. Von Gimborn so einfach: „Die Leistungs- und Honorarkataloge im niedergelassenen Bereich gehören entstaubt, vereinheitlicht und an die Erfordernisse moderner Medizin sowie zeitgemäßer Betriebsführung angepasst. Doch auch Ärztekammern und Krankenkassen sind diesbezüglich säumig. Das hätte man schon längst umsetzen sollen, dafür braucht man keine neuen Gesetze.“ In Teilen Europas kann man sich genau anschauen, wie das gehen kann. „So genannte „Hausarztmodelle“ sind das Gebot der Stunde. Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum das die Kassen und Kammern nicht verfolgen. Geht es nur darum, mit möglichst wenig Arbeit die gut bezahlten Posten abzusitzen?“

Hausarztmodelle machen Patienten gesünder und sparen auch noch Geld

Dr. Von Gimborn erläutert: „Hausarztmodelle sind dadurch gekennzeichnet, dass sich Patienten an Hausärzte ihrer Wahl binden und mit Ausnahme von Notfällen bei gesundheitlichen Problemen zuerst ihren Hausarzt bzw. dessen Vertreter aufsuchen. Der Hausarzt nimmt dabei einige Aufgaben wahr, die im derzeitigen Honorarsystem nicht abgebildet sind.“ Diese hausärztliche Tätigkeit wird gesondert entlohnt, beispielsweise über Pauschalsysteme, was ja auch von der Patientenanwaltschaft gefordert wird. „Die Hausärzte in diesem Modell dürfen mehr tun als die derzeitigen Leistungskataloge vorsehen, werden dafür natürlich auch entlohnt und in Summe wird im System eine Menge Geld gespart.“

Doch das allerwichtigste ist aus Sicht von Dr. Von Gimborn die Qualität der Patientenbetreuung. „Patienten in Hausarztmodellen sind nachweislich gesünder. Das bringt Lebensqualität und spart am Ende des Tages nochmal eine Menge Geld durch die Vermeidung teurer Folgeerkrankungen.“ Förderlich für ein Funktionieren eines Hausarztmodells ist jedoch eine Neuregelung der Finanzierungsströme, etwa die von allen Experten geforderte Finanzierung aus einer Hand. „Solange wir ohne Steuerung vollkommen sinnentleert Geld, Patienten und medizinische Leistungen zwischen den unzähligen Finanzierungs- und Leistungsebenen hin- und herschieben, schreitet der drohende Bankrott unseres Gesundheitssystems weiter voran.“

Rückfragen & Kontakt:

Michael Dihlmann
michael.dihlmann@outlook.com
0664/1449894

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