Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 4. April 2017; Leitartikel von Michael Sprenger: „Grünes Lied, ein garstig Lied „

Innsbruck (OTS) - Was heißt hier Kommunikationsproblem? Die Grünen werfen den Vorstand der aufmüpfigen Parteijugend raus – und beschädigen die Partei. So etwas nennt man gemeinhin nicht Kommunikationsproblem, sondern Dummheit.

Wenn in der Politik von einem Kommunikationsproblem die Rede ist, dann ist vieles schiefgelaufen. Wenn in einer Partei ein Konflikt als Kommunikationsproblem beschrieben wird, dann liegt vieles im Argen. Bei den Grünen wird seit Tagen viel über Kommunikationsprobleme gesprochen. Zu Recht! Es liegt vieles im Argen, da ist vieles schiefgelaufen.
Die Grünen haben ein massives Problem mit ihrer Jugendorganisation, ein nachvollziehbares Ärgernis. Doch damit haben die Grünen kein Alleinstellungsmerkmal. Die SPÖ kann seit Jahrzehnten von einer aufmüpfigen Jugendorganisation ein Lied singen. Von Bruno Kreisky bis Christian Kern. Keiner wurde verschont. Doch selbst einem Werner Faymann wäre es nie in den Sinn gekommen, ein garstig Lied anzustimmen, einen Rücktritt zu verlangen oder gar für den Rauswurf der Parteijugend zu sorgen, weil sie, die Parteijugend, über Wochen den Parteivorsitzenden ausgepfiffen, ihn zum Rücktritt aufgefordert hatte.
Doch ausgerechnet bei den Grünen, die vor allem bei den jungen Wählern eine hohe Akzeptanz genießen, führte der Konflikt nun zur Eskalation. Mit allem, was dazugehört. Weil die Jungen Grünen bei der ÖH-Wahl die Grünen Studierenden unterstützen wollten, und eben nicht die offizielle grüne Studentenfraktion GRAS, wurde ihnen ein Ultimatum gestellt. Damit nicht genug: Der sonst so erfahrene Europaabgeordnete Michel Reimon fühlte sich bemüßigt, die aufmüpfigen Jungen in epischer Breite via Facebook abzukanzeln. Er, Reimon, sprach von einer „Grazer Zelle“, der es nur um Macht, Geld und Einfluss gehe, er unterstellte den Aufmüpfigen zudem, eine Kopie von Sebastian Kurz zu sein.
So weit, so schlecht. Die Jungen entschuldigten sich trotzdem, und zwar für ihre völlig überzogenen Rücktrittsaufforderungen an Eva Glawischnig. Aber sie wollten, zumindest in Graz und Linz, gegen die GRAS antreten. Doch das war der Bundespartei zu viel. Es kam zum Rauswurf der Widerspenstigen, oder wie es die Bundespartei verschleiernd bezeichnet: Dem Vorstand der Bundesjugendorganisation wurde der Status als Jugendorganisation aberkannt.
Die Grünen dürfen sich fortan rühmen: Sie haben eine ausgeprägte Fähigkeit, aus einem ärgerlichen Streit einen großen Konflikt werden zu lassen, der die Partei letzten Endes schwächt und ihre Parteivorsitzende beschädigt. Hut ab!

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