Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 19. Jänner 2019. Von MARIO ZENHÄUSERN. „Wyatt Earps Vermächtnis“.

Innsbruck (OTS) Was im Wilden Westen nicht funktionierte, taugt auch in Innsbruck nichts: Waffenverbote sind kein Garantieschein für Gewaltfreiheit. Einzig die sichtbare Präsenz von Polizisten sorgt dafür, dass Auseinandersetzungen nicht eskalieren.

Eine Serie von brutalen Gewaltdelikten hat in Österreich eine Diskussion darüber entfacht, ob die Verhängung eines Waffenverbots dem Morden ein Ende bereiten und Messerstechereien verhindern könnte. Die Antwort ist ein klares Nein: Ebenso wie die Straßenverkehrsordnung mit all ihren Verboten und Tempolimits nicht hundertprozentig verhindert, dass Unbelehrbare zu schnell fahren, nicht angegurtet sind oder sich betrunken ans Steuer setzen, ist auch ein Waffenverbot kein Garantieschein für Gewaltfreiheit. Verbote sind lediglich in der Lage, Vergehen oder Verbrechen zu reduzieren, weil sich ja der Großteil der Menschen – zumindest in unserem Kultur­kreis – an die Regeln hält.
Hinzu kommt, dass jedes Verbot nur so gut ist, wie es akzeptiert und vor allem kontrolliert wird. Die Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Waffenverboten wurden an dieser Stelle bereits eingehend thematisiert. Sie beginnen in Wahrheit bei der Definition des Begriffs „Waffe“ und hören bei der Auswahl jener Personen auf, die kontrolliert werden sollen.
Auch die räumliche Ausdehnung des Verbots spielt eine Rolle. In Innsbruck dürfen bekanntlich in der Bogenmeile kein­e Waffen getragen werden. Wer hingegen um die Ecke biegt, in die Museumstraße oder gar ins angrenzende Bahnhofsviertel, befindet sich in Sachen Bewaffnung plötzlich im Wilden Westen. Das ist absurd! Es ist deshalb nachvollziehbar, wenn Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi wie weiland US-Marshal Wyatt Earp in Tombstone, Arizona, ein flächendeckendes Waffenverbot für die ganze Stadt fordert. Allerdings löste sich bereits die Visio­n von Revolverheld Earp in Schall und Rauch auf, und auch ein Waffenverbot im gesamten Stadtgebiet von Innsbruck würde erfolglos verpuffen – es sei denn, eine Armada von Polizistinnen und Polizisten würde Tag für Tag, Nacht für Nacht durch die Stadt streifen und sämtliche Passanten lückenlos kontrollieren. Das will mit Sicherheit niemand, außerdem fehlt das erforderliche Personal für diese rigorosen Perlustrierungen. Zwar fordern Land Tirol und Stadt Innsbruck in schöner Regelmäßigkeit die Zuteilung von zusätzlichen Beamten und die entsprechender Aufstockung der Planstellen. Aber die Mühlen des Innenministeriums mahlen langsam.
Letztlich spielt es auch gar keine Rolle, ob ein Waffenverbot besteht oder nicht. Weit effektvoller ist die sichtbare Präsenz uniformierter Polizeistreifen. Auch das hat bereits Wyatt Earp bewiesen: Die schiere Anwesenheit einiger US-Marshals und Sheriffs hat so manche Auseinandersetzung im Keim erstickt.

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