TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Samstag, 14. Oktober 2017, von Mario Zenhäusern: „Ende einer Schlammschlacht“

Innsbruck (OTS) - Der Nationalratswahlkampf 2017 ist vorbei. Der Stil der Auseinandersetzungen, insbesondere zwischen den Noch-Koalitionspartnern SPÖ und ÖVP, hat das Ansehen Österreichs arg ramponiert.

Endlich! Der aufreibende Nationalratswahlkampf ist zu Ende. Ein Wahlkampf, bei dem es weniger um Ideologien und Inhalte als vielmehr um Personen ging. Mit allen negativen Begleiterscheinungen. An die Stelle sachlicher Diskussionen traten Schmutzkübel-Kampagnen, wurde öffentlich die Unwahrheit behauptet. Das Sahnehäubchen auf dieser Zeit der „fokussierten Unintelligenz“, um wieder einmal Michael Häupls pointierte Umschreibung des Begriffs „Wahlkampf“ zu zitieren, war die Dirty-Campaigning-Affäre rund um den tief gefallenen Politik-und SPÖ-Berater Tal Silberstein. Dass nun niemand den Auftrag gegeben haben will, mit miesen Tricks den Wahlkampf zu beeinflussen, ist nur das traurige Finale einer noch nie da gewesenen Schlammschlacht. Das Ansehen der Politik in ihrer Gesamtheit und jenes der handelnden Personen hat möglicherweise irreparablen Schaden erlitten. Das Bild, das Österreich in diesem Wahlkampf vor allem im benachbarten Ausland abgegeben hat, ist ein jämmerliches.
Die vergangenen Wochen haben vor allem zwischen den Noch-Koalitionspartnern tiefe Gräben aufgerissen. Selten zuvor haben zwei Spitzenkandidaten so klar und unmissverständlich gezeigt, dass sie weder miteinander können noch in Zukunft miteinander wollen. Bundeskanzler Christian Kern und Außenminister Sebastian Kurz haben das bei jeder sich bietenden Gelegenheit demonstriert. Höflich zwar, aber doch klar in der Aussage. Die tiefe Abneigung zwischen den beiden ist beinahe körperlich spürbar und spiegelt damit auch das mittlerweile arg zerrüttete Verhältnis zwischen SPÖ und ÖVP wider. Das macht die Regierungsverhandlungen nach der geschlagenen Wahl nicht wirklich einfacher.
Noch eines ist aufgefallen: Der Nationalratswahlkampf 2017 hat sich zum überwiegenden Teil nicht auf der Straße, also direkt beim Wahlvolk, sondern im Fernsehen abgespielt. Interviews, Porträts, Reportagen, Zweier-Duelle, Dreier-Konfrontationen, Diskussionen der Kleinparteien sowie Elefantenrunden im ORF und zusätzlich auf allen Privatkanälen ermüdeten das Publikum und gingen darüber hinaus auch an die Substanz der Spitzenkandidaten. Letztlich erfüllten sich weder die Hoffnungen des Publikums auf Vermittlung neuer Botschaften noch die der Politiker. Die mediale Überpräsenz erzeugte zum Schluss nämlich nicht viel mehr als gähnende Langeweile. Die ist bekanntlich pures Gift im Gerangel um die Stimmen der letzten Unentschlossenen und hat im Wahlkampf nichts verloren.

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