TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Zu viel Politik, zu wenig Alpenschutz“, von Peter Nindler

Ausgabe vom 5. April 2019

Innsbruck (OTS) Von Alpenkonventionen bis zur EU-Strategie für den Alpenraum: Wegen vieler Konferenzen erstickt meist die Umsetzung für Klimaschutz. Weil sich die Politik dort gerne das grüne Mäntelchen an-, aber zuhause schnell wieder auszieht.

Nicht schon wieder eine Alpenkonventions-Deklaration, obwohl sie diesmal zumindest den Namen der Alpenmetropole Innsbruck trägt. Geht es ums Eingemachte wie den vom Klimawandel besonders bedrohten alpinen Lebens-, Kultur- und Wirtschaftsraum, hantelt sich die Politik nämlich gerne von einer Absichtserklärung zur anderen. Damit will sie Entschlossenheit signalisieren, leider geschieht das oft nur auf dem Papier. Zugleich wird eine Organisation nach der anderen gegründet.
Was mit der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer (ARGE Alp) 1972 in Mösern begann, mündete zuletzt in die EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP). Dazwischen liegt noch das von acht Alpenländern zwischen Slowenien und Monaco sowie der EU unterzeichnete Abkommen zum Schutz der Alpen – die Alpenkonvention. Und zu guter Letzt wurde gestern beim Alpendia-
log am Herrenchiemsee ebenfalls eine Erklärung von sieben Bergregionen verabschiedet. Die epochale Erkenntnis darin:
Klimaschutz und Klimawandelanpassung sind zentrale Aufgaben im Alpenraum. Na bumm, richtig nobelpreisverdächtig.
Bei so viel Fürsorge kann man der Politik auf ihrer bedeutungsschwangeren Alpenschutz-Rallye nur unterstützend zurufen:
Tut doch endlich etwas! Denn daran hapert es nämlich wirklich. Das Problem wird zwar erkannt, weil es in den Bergen bröselt, die Gletscher schmelzen, die alpine Vegetation unter dem Klimawandel leidet oder Naturgefahren und extreme Witterungsverhältnisse zunehmen – aber strategisch auf die lange Bank geschoben. Bei den Umwelt- und Alpenkonferenzen ziehen sich Minister und Regierungschefs öffentlichkeitswirksam das grüne Mäntelchen an. Zu Hause in ihren nationalstaatlichen Revieren verräumen sie es dann wegen unvermeidlicher Interessenkonflikte mit einflussreichen Wirtschafts-, Energie-, Tourismus-, Landwirtschafts- oder Transportlobbys sofort wieder im Kleiderkasten. Wie beim Transit.
Schwadroniert der bayerische Ministerpräsident Markus Söder wieder einmal über die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene, so ist das nichts anderes als ein reines Ablenkungsmanöver. Der Wirtschaftsraum München verfolgt schließlich ganz andere Interessen als Tirol. Dort heißt es Lkw first und nicht Treibhausgase herunter sowie Gütertransporte auf die Bahn. In Frankreich und Italien verhält es sich ähnlich. Folglich ist der Alpenraum nicht gleich der Alpenbogen. Darin liegt das große Missverständnis all dieser politischen Alpeninitiativen. Sie werden stets von innen heraus abgebremst.

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