Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 27. März 2019; Leitartikel von Gabriele Starck: „Rechtsextremes zu lange bagatellisiert“

Innsbruck (OTS) Wie vernetzt Rechtsextremismus weltweit ist, hat der Massenmörder von Christchurch deutlich gemacht. Die Politik muss den rassistischen Hass endlich so ernst nehmen wie den islamistischen. Beide Extreme ähneln einander ohnehin.

Es ist ein böses Erwachen – selbst für aufmerksame Beobachter. Das Massaker von Christchurch hat bloßgelegt, wie eng rechtsextremer Terror weltwei­t zusammenhängt, wie er sich kopiert und seine Menschenverachtung verbreitet.
Dabei nahm der Massenmörder nicht einmal nur im Internet und in seinem Pamphlet direkten Bezug auf rassistische Hassverbrechen in Europa. Nein, er suchte auch analog, mit seinen Reisen nach Europa, Nahrung für seine Monstrosität. Und er überwies jenen Geld, die er als Gefährten im globalen Kampf gegen den gemeinsamen Feind sah, wie seit gestern klar ist.
Zu lange haben Öffentlichkeit, vor allem aber Ermittler und Verfassungsschützer rassistische Gewaltverbrecher als Einzel-Phänomene bagatellisiert – wenn sie dann überhaupt als solche identifiziert wurden. Der 18-Jährige etwa, der 2016 im Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen mit Migrationshintergrund erschoss. Als Motiv wurde Mobbing genannt, seinen Rassismus jedoch hat er schon vor der Tat etliche Male kundgetan, samt Mord­drohungen. Sein Vorbild war Anders Behring Breivik, eine Parallele zum Christchurch-­Mörder.
Die Anschläge des „Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU)“ wurden lange dem Umfeld der Opfer – alle mit Migrationshintergrund – untergeschoben. Und der rechtsextreme Aufmarsch 2017 in Charlottesville, USA, wurde von Präsident Donald Trump anfangs sogar verteidigt.
Stattdessen wird von der Politik in Westeuropa islamistischer Terror zur Bedrohung Nummer 1 hochstilisiert. Und Flucht und Migration werden von europäischen Rechtsparteien, auch der FPÖ, mitunter als „Umvolkung“ bezeichnet. Ein Begriff, der von den Nationalsozialisten gebraucht wurde, so wie diese die Geisteshaltung lebten, dass eine bestimmte Menschengruppe überlegen und eine andere zu vernichten sei. Eine Ideologie, die Europ­a damals in seine größte Katastrophe gestürzt hat.
Vielleicht wird es ja leichter, den rechten Terror ebenso ernst zu nehmen wie den islamistischen, wenn man die Parallelen zwischen beiden Extremen aufzeigt – die vermeintliche Überlegenheit der „Verteidiger des Abendlandes“ gegenüber den Muslimen oder umgekehrt der Muslime gegenüber den „Ungläubigen“ beispielsweise. Gemeinsam ist ihnen aber auch die Ablehnung einer offenen Gesellschaft sowie die Heroisierung der Männlichkeit gepaart mit der Ungleichbehandlung von Frauen.

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