Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 12. April 2021. Von GABRIELE STARCK. „Söder riskiert sein „Mia san Mia“.

Innsbruck (OTS) CSU-Chef Markus Söder hat sich gestern erstmals öffentlich dazu bekannt, als Kanzlerkandidat der Union antreten zu wollen. Das heißt aber keineswegs, dass er es auch wird. Was ihm letztendlich sogar lieber sein dürfte.

Nach 16 Jahren Kanzlerschaft und kurz vor dem Ende der Ära Merkel herrscht Katerstimmung in der CDU. Die Partei steckt in der Zwickmühle. Es ist höchste Zeit, zusammen mit der kleinen Schwester CSU festzulegen, wer als Kanzlerkandidat der Union bei der Bundestagswahl im Herbst antritt. Doch das personelle Angebot – ihr Vorsitzender Armin Laschet oder CSU-Chef Markus Söder – löst nicht den Enthusiasmus aus, den die schwächelnde Union jetzt und im Wahlkampf bräuchte, um ihr das Kanzleramt zu sichern.
Die aktuellen Umfragen sprächen in der K-Frage ja eine klare Sprache:
Unions-Anhänger – und nicht einmal nur die – sähen lieber Söder als Laschet an der Spitze. Dennoch wollen die CDU und ihr neuer Chef das Feld nicht so einfach der CSU überlassen – und schon gar nicht Markus Söder. Zu sehr hat sich Bayerns Ministerpräsident in der Pandemie in den Vordergrund gespielt, hat Amtskollegen gemaßregelt bzw. belehrt und ist dann doch seinen eigenen, den bayerischen, Weg gegangen. Mühsam errungene Einigungen unterlief er, preschte mit Maßnahmen vor – zuletzt mit der Bestellung des russischen Impfstoffs Sputnik V. Er stellt alles unter seine politische Maxime „Mia san Mia“. Tirol kann ein Lied davon singen.
Mag sein, dass sich etliche Menschen in Deutschland ein wenig von der bayerischen Selbstherrlichkeit für sich und viel von Söders Entscheidungsfreude für die Politik wünschen. Doch jenen, die hinter die Kulissen blicken, geht sein zur Schau gestellter Aktionismus zunehmend auf die Nerven. Einige CDU-Länderchefs merkten zuletzt öffentlich an, dass Söders kraftvollen Ankündigungen oft wenig Tatkräftiges folge.
Dass Lautstärke und Machtbewusstsein allein keinen Kanzler machen, erlebte die CSU schon zweimal. 1980 mit Franz-Josef Strauß. Und auch 2002, als sich Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat gegen die damals unterschätzte CDU-Vorsitzende Angela Merkel durchsetzte. Der Ausgang ist bekannt: Gerhard Schröder (SPD) blieb Kanzler – bis 2005. Seither steht Merkel an der Regierungsspitze.
Söder weiß das. Kandidat will er deshalb eigentlich nur sein, wenn der Sieg ziemlich sicher ist. Denn er verlöre viel, wenn es zu einer Bundesregierung käme, in der nicht die Union, also er, den Kanzler stellt: Sein Macher-Image wäre dahin. Ein gönnerhaftes Akzeptieren, sollte sich die Union für Laschet entscheiden, wahrte ihm hingegen das Gesicht, die Macht als CSU-Chef in Berlin, als Ministerpräsident in Bayern und damit auch sein Mantra „Mia san Mia und sowieso die Besten“.

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