Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 10. September 2017; Leitartikel von Liane Pircher: „Ja, es ist extrem und was jetzt?“

Innsbruck (OTS) - Auch wenn die Zerstörungswut von Irma nur indirekt mit dem Klimawandel zu tun hat, drängt sich der dringende Vorwurf auf, dass wir an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen.

Zwar lässt sich kein einzelner Hurrikan, kein Monsun direkt auf den Klimawandel zurückführen. Aber das, was wir derzeit weltweit erleben, passt in den Trend der globalen Erwärmung. Wissenschafter sind sich ziemlich einig darüber, dass Hurrikane, Zyklone und Taifune durch die Erderwärmung zwar nicht häufiger, aber verheerender werden. Weder „Harvey“ noch „Irma“ sind durch den Klimawandel verursacht worden, aber deren Auswirkungen wurden sehr wahrscheinlich durch die vom Menschen verursachte globale Erwärmung verschlimmert. Sowohl im Atlantik als auch in den tropischen Meeren ist das Wasser ungewöhnlich warm. Wärmeres Meerwasser ist die Grundlage für heftigere Stürme und Starkregen. So gesehen könnte man sagen, dass uns die Erde mit der aktuellen Zerstörungswut zu mehr Klimaschutz mahnt. Aber mein Gott, es trifft ja nicht jeden und einen selbst ganz sicher nicht. Oder?
Satelliten, Sonden, Langzeitwetterdaten, zig Computermodelle, die uns als Basis für Vorhersagen und Warnungen dienen, werden uns jedenfalls nicht retten. Und selbst wenn finanziell besser gestellte Gegenden mehr Möglichkeiten als arme Regionen für Vorkehrungen und Evakuierungen haben, bleibt letztendlich immer viel Leid und Zerstörung übrig. Deshalb sollte an Tagen wie diesen wieder laut auf die Ziele des Paris-Abkommens hingewiesen werden – nämlich die Erderwärmung mit Klimaschutzaktionen unter zwei Grad zu bremsen. Auch wenn Trump es ignoriert: Klimaschutz ist Sturm-Prävention! Je mehr Notlagen kommen, desto weniger werden wir es verdrängen können, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es einen doch mal selbst betrifft. Spätestens unsere Kinder werden sich mehr als nur darüber empören, dass wir an dem Ast, auf dem wir sitzen, gesägt haben.

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