Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 16. August 2018. Von MICHAEL SPRENGER. „Schifoan im August“.

Innsbruck (OTS) Weil Ambros aussprach, wofür er seit Jahrzehnten mit seinen Liedern steht, schäumt die FPÖ und ergeht sich in Hasstiraden. Über den Umgang mit Kritik, die Kraft der Lieder und die ungewisse Zukunft heimlicher Hymnen.

Wolfgang Ambros traf den Lebensnerv einer Generation. Bei „Gezeichnet fürs Leben“ drückt es einem heute noch die Tränen waagrecht aus den Augen. Der Text hat sich eingeschrieben, so dass wir ihn noch zitieren können, selbst wenn unsereiner abrupt aus dem Tiefschlaf geholt wird.
Ambros, der leider viel zu früh verstorbene Ludwig Hirsch und Georg Danzer sowieso, aber auch Hubert von Goisern und die vielen anderen aus der heimischen Liedermacherszene (um nicht Austropopper schreiben zu wollen) zeichnen sich vor allem dadurch aus, keine angepassten Künstler zu sein.
Doch genau damit hat die FPÖ ein Problem. So als wollten sie gerne „Staatskünstler“, die die Parteiposaune blasen oder brav die Goschn halten, wenn es um Politik geht.
Dafür wurden schließlich in den FPÖ-Bierzelten seit Jahren die heimlichen Hymnen „I am from Austria“ von Rainhard Fendrich gegrölt – oder eben „Schifoan“. Bei diesen Liedern geht den Funktionären und Anhängern der sozialen Heimatpartei das Herzerl auf: „Da schmilzt das Eis von meiner Seel’.“ Doch jetzt ist ihnen in der Hitze des Sommers das Blut gefroren. Vor lauter Hass. Weil Ambros „genau das gesagt hat, wofür er mit seinen Liedern seit fast einem halben Jahrhundert steht“, wie es Ernst Molden formulierte. Punktgenau.
In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung hatte der Wahltiroler eine keineswegs überraschende Analyse über Schwarz-Blau geäußert. „Ich bin mir sicher, dass es viele braune Haufen in der FPÖ gibt. Weil die Regierung die ganze Zeit nur über Ausländer redet, fällt vielen Österreichern gar nicht auf, wohin die Reise geht. Die Pläne dieser Regierung bekommen nicht nur die Flüchtlinge zu spüren, sondern bald auch ärmere Österreicher.“ Die zu einem guten Teil die FPÖ gewählt haben, könnte man sich dazudenken. Ihm, Ambros, werde jedenfalls „angst und bange“, wenn er daran denke, „was die österreichische Regierung in den nächsten drei Jahren noch so alles anstellen wird“. Nicht nur ihm.
Während sich die ÖVP derweil schweigend duckt, üben sich viele in der FPÖ im Absondern von Hasstiraden, ihr Generalsekretär nannte den Barden einen „abgehalfterten Musiker“ und meinte Fendrich gleich mit. Dafür wurde jetzt „Schifoan“ aus dem 76er-Jahr zum Sommerhit. Wahrscheinlich die einzig leiwande Reaktion. Oder um es mit Wolf Biermann zu sagen: Die Rechten haben vielleicht die besseren Waffen, die Linken aber die besseren Lieder.

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