Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 3. August 2017. Von KARIN LEITNER. „Fehlstart im Rennen um Platz 1“.

Innsbruck (OTS) - Für die Kanzlerpartei läuft es – nicht nur wegen des starken Konkurrenten Kurz – zu Wahlkampfbeginn nicht gut.
Bis dato haben Kerns Sozialdemokraten primär wegen Pannen von sich reden gemacht.

Es hatte vielversprechend begonnen für die Genossen. Ein als Macher gewerteter Mann löste Werner Faymann als Parteichef und Kanzler ab. Mit seinem „Plan A“, den er im Jänner präsentierte, gerierte sich Christian Kern auch als Politiker so. ÖVPler wurden nervös, begannen innert der Regierung zu sabotieren: Was folgte, ist bekannt. Sebastian Kurz beerbte Reinhold Mitterlehner als ÖVP-Obmann, erklärte den Bund mit den Roten für beendet. Ab da ging es aufwärts für die Schwarzen. Dass Kurz außer zur Causa Flüchtlinge noch nichts vorgelegt hat, scheint etliche nicht zu stören. In den Umfragen liegt die – jetzt türkise – Truppe konstant vorn. Das macht Kern & Co. bange. Zu Recht.
Wie und womit dagegenhalten? Mit dem, was die rote Führungsgarde zuletzt geboten hat, holt sie abhandengekommenes Terrain nicht zurück, sie spielt der Polit-Konkurrenz in die Hände: Streitereien zwischen Leuten aus dem Kanzleramt und der Parteizentrale wurden publik, es war gar von Handgreiflichkeiten die Rede. Der erprobte Kampagnenleiter Stefan Sengl dankte, offiziell „aus privaten Gründen“, dieser Tage ab. Ein Desaster am Beginn eines Wahlkampfs. Dazu kommt, dass Listenleiter Peter Pilz neben seine bisherigen Grünen vor allem die Roten Stimmen kosten wird.
Kern versucht nun, mit seinem Wahlprogramm, das auf dem „Plan A“ basiert, zu punkten. Er zielt primär auf die traditionelle SPÖ-Klientel – Menschen mit niedrigen Einkommen, Alleinerzieherinnen, Pensionisten. Der dazugehörige Slogan – „Ich hol’ mir, was mir zusteht“ – ist gewagt. Er kann als Aufruf zu Egoismus, zu Entsolidarisierung verstanden werden, also als Gegenteil dessen, wofür die Partei seit der Gründung steht. In sozialen Medien wird bereits dagegen gewettert („Das klingt nach einer gefährlichen Drohung für die arbeitende Bevölkerung“) und geätzt („Wenn ich mir holen würde, was mir zusteht, müsste ich mindestens eine Parteikassa und drei Banken überfallen“).
Dabei sollten Motto und Konzept noch nicht bekannt sein; heute wollte es Kern bei einer Art Mini-Parteitag kundmachen. Jemand hat es vorab aber einem Boulevardblatt zugespielt. Der nächste Schnitzer in Rot. Durch die Fehler in Serie ist es
noch schwieriger für Kern, die Funktionäre zu motivieren, ihnen zu signalisieren,
dass die Schlacht um den ersten Platz
noch nicht verloren ist. Sie werden nur für etwas rennen, wofür sie brennen. Nicht für einen Pleiten- und Pannenverein.

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